×

Olafur Eliasson

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson (*1967) realisierte im Kunsthaus Zug von 2003 bis 2009 verschiedene Projekte und Ausstellungen unter dem Titel The body as brain. Damit öffnete er das Museum nach aussen und brachte die Kunst und die Lebensrealität der Bevölkerung zusammen. The body as brain widerspiegelt Eliassons Auffassung, dass eine Sammlung weiterführende Gespräche anregen soll. Eine Werkgruppe des Künstlers befindet sich in der Sammlung des Kunsthaus Zug.

Als Auftakt des Projekts Sammlung mit Olafur Eliasson realisierte der Künstler Ende 2003 eine Künstlerzeitung sowie im Anschluss 2004 eine umfassende Ausstellung. Sein Modellraum mit 200 Objekten wurde erstmals in Europa gezeigt. Das Konzept der Partizipation verfolgte er unter anderem mit einem Werk, bei dem Besucher:innen mit Legosteinen eigene Ideen umsetzen konnten. 2005/2006 führte der Künstler Wasser aus dem nahen Burgbach mit einer 200 Meter langen hölzernen Wasserrinne ins Museumsinnere und wieder zurück in den Bach. The water tower concert, das vierte Projekt direkt im Anschluss, verlängerte die Rinne zum Museum Burg Zug und führte das Wasser von dort durch Baumkronen und über den Turm mit 12 Wippen zurück in den Bach. Für das fünfte Projekt Lava floor 2007/2008 wurden 60 Tonnen isländische Lava im Kunsthaus ausgelegt. Abschluss der Projektserie machte 2009 die Ausstellung The moving museum, die durch einen tunnelartigen Parcours führte. Darin ausgestellt waren Werke wie erste Videoarbeiten des Künstlers, sein erstes Ölbild sowie fotografische Langzeitstudien über die Sonnenbewegung. Letztere sind eine Zusammenarbeit des Kunsthausteams mit dem Studio Eliasson und in der Region Zug entstanden.

Eine Werkgruppe des Künstlers befindet sich in der Sammlung des Kunsthaus Zug. Die Ausstellungen von Olafur Eliasson wurden fotografisch begleitet von Florian Holzherr, München.

Mehr lesen

The body as brain

Projekt Sammlung (1)

5
© Olafur Eliasson 2003

Olafur Eliasson begann sein Sammlungsprojekt mit einer Künstlerzeitung, die 2003 an unsere Mitglieder und an Medien verschickt wurde. Im Frühjahr 2004 wurde damit eine Wandinstallation in der Kunsthaus-Bar realisiert, die für einige Zeit bestehen blieb.

The body as brain

Projekt Sammlung (2)

8
© Olafur Eliasson 2004

Im Sommer 2004 folgte auf Olafur Eliassons erstes Sammlungsprojekt die erste grosse Ausstellung des international bekannten, dänisch-isländischen Künstlers in Zug. Eliasson zeigte Installationen, eine neue Lichtarbeit, grafische Serien über Island sowie den spektakulären Modellraum mit über 200 faszinierenden Studienobjekten. Eine Installation mit unzähligen weissen Legosteinen bot den Besuchern die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Es wurde intensiv gespielt und “gearbeitet”. Sein Projekt mit dem Titel The body as brain machte das Museum zum Labor für die Erforschung der eigenen Wahrnehmung. Ergänzt wurde die grosse Ausseninnen-Installation, die das Museum mit der Natur und dem öffentlichen Raum verband, durch eine dazu gehörende Licht-Wasser-Arbeit und fotografische Serien des Künstlers.

The body as brain

Projekt Sammlung (3)

21
© Olafur Eliasson 2005

Zivilisatorische Naturerosionen, wie sie gerade auch die Schweiz kennzeichnen, beschäftigen Olafur Eliasson stark. Dahinter steht auch die Frage nach der Relation von Natürlichkeit und Künstlichkeit, die er durch museale Inszenierung natürlicher Phänomene (Kunsthaus Bregenz, Tate Modern) immer wieder eindrücklich stellt. Häufig arbeitet er dabei mit dem Element Wasser. Entsprechend interessierte er sich in Zug für den Burgbach, der das Kunsthaus östlich und westlich umfliesst. Mittels einer rund hundert Meter langen Holzrinne schuf Eliasson gewissermassen einen Anschluss des Baches an das Kunsthaus. Wasser floss neu nicht nur durch den städtischen Daheimpark, um die Stadtmauer, über eine Strasse und durch den Kunsthausgarten, sondern auch mitten durch das Museum! Aus ökologischen Gründen wurde ein geschlossener Kreislauf hergestellt (mit Pumpe und Schläuchen). Die Arbeit orientierte sich kulturgeschichtlich an der Tradition künstlicher Wasserläufe in den Alpen.

Ergänzt wurde die grosse Ausseninnen-Installation, die das Museum mit der Natur und dem öffentlichen Raum verband, durch eine dazu gehörende Licht-Wasser-Arbeit und fotografische Serien des Künstlers.

The body as brain - The water tower concert

Projekt Sammlung (4)

15
© Olafur Eliasson 2006

Die im November 2005 realisierte, grosse Wasserinstallation von Olafur Eliasson für das Kunsthaus Zug blieb in modifizierter Form bis zum 29. Oktober 2006 bestehen. Die 200 Meter lange hölzerne Rinne brachte Wasser des nahen Burgbachs durch den Daheimpark und den Kunsthaus Garten und von dort weiter zurück in den Bach. Die Rinne wurde aussen massgeblich ergänzt. Sie führte neu zum benachbarten Museum Burg und von dort durch Baumkronen dem Burgbachplatz entlang, wo ein fünf Meter hoher Turm (The water tower concert) das Wasser schliesslich spiralförmig über zwölf Wippen in den Bach zurückleitete. Er wurde vom Künstler in enger Kooperation mit Schweizer Partnern entwickelt und realisiert.

Die Installation von Eliasson thematisierte Zeit über das Element Wasser, veränderte sich im Wechsel der Jahreszeiten und transformierte sich selbst, in Reaktion auf die sich ändernden Erfordernisse des Museums.

The body as brain - Lava floor

Projekt Sammlung (5)

7
© Olafur Eliasson 2007

Der international erfolgreiche dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson kooperierte seit 2003 mit dem Kunsthaus Zug im Rahmen von Projekt Sammlung. Auf seine grosse Aussenarbeit mit Wasser folgte 2007/2008 eine spektakuläre Innenarbeit mit einem anderen Naturelement, isländischer Lava. Rund sechzig Tonnen Material waren im ganzen Kunsthaus ausgelegt. Eliasson inszenierte so etwas wie Landschaft im Museum und thematisierte das Verhältnis von Natur und Kultur. Die eigene Bewegung, der Raum und seine Akustik wurden auf neue Weise erfahrbar und bewusst. Veränderte Umgebung und veränderte Wahrnehmung interferierten. Neben ästhetischen Qualitäten hatte die Lava etwas Bedrohliches an sich; in ihr schien die Kunsthausarchitektur zu versinken.

Die prozesshafte Kooperation mit dem Künstler im Rahmen von Projekt Sammlung versuchte, das Modell eines verzeitlichten Museums zu formulieren. Für Eliasson sollte eine Museumssammlung keine blosse Summe von Objekten sein, sondern “ein Forum, eine Plattform für das Gespräch”.

The body as brain - The moving museum

Projekt Sammlung (6)

18
© Olafur Eliasson 2009

Die mehrjährige Kooperation mit dem dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson im Rahmen von Projekt Sammlung wurde mit dieser Ausstellung abgeschlossen. Eliasson hatte auf die architektonischen, sozialen, kulturellen und personellen Bedingungen und Möglichkeiten des Ortes reagiert. Sein Sammlungsprojekt wurde zum künstlerischen Prozess, bei dem sich Betrachter:in, Werk und Museum hinsichtlich der Konstituierung von Wirklichkeit neu vermittelten.

2009 baute Eliasson das Innere des Kunsthauses mit eingezogenen Holzwänden in einen Parcours um. Auf neue Weise bewegte man sich bewusst durch das veränderte Haus und traf dabei unerwartet auf Videoprojektionen, Lichtinstallationen oder Nebelräume; auch fotografische Langzeitstudien über die Sonnenbewegung waren zu sehen, die in Kooperation mit dem Museumsteam in der Region Zug entstanden. Zudem zeigte der Künstler sein allererstes Ölbild sowie erste Videoarbeiten.